Feldner Mühle im Villingen Neue Wohngruppe für Kinder und Jugendliche in Krisensituationen

 

Schwarzwälder Bote : Martina Zieglwalner 06.07.2023 - 16:42 Uhr

 

Freuen sich, in der Wohngruppe in der Feldner Mühle jungen Menschen in Krisensituationen einen geschützten Rahmen in einer Großfamilie mit Tieren geben zu können (von links): Monja Auer, Kathrin Mäder und Marco Flaig. Foto: Martina Zieglwalner

 

Die Feldner Mühle hat ein tragfähiges Konzept für die Zukunft: Aus der Freizeiteinrichtung ist eine Wohngruppe entstanden. Der Nachwuchs lebt im Auftrag des Kreisjugendamts in einer Großfamilie samt Tieren.

 

Neue Wege schlägt die Feldner Mühle ein: Aus der idyllisch an der Brigach gelegenen Villinger Freizeiteinrichtung für junge Menschen mit Behinderung ist eine „außergewöhnliche, tierische, inklusive“ Wohngruppe für besondere Kinder und Jugendliche entstanden.

 

Betreiberin Kathrin Mäder und ihr Team bieten Jungen und Mädchen, deren Erziehung in ihren Herkunftsfamilien nicht mehr gesichert ist, ein neues Zuhause auf Zeit. Derzeit betreut sie im Auftrag des Kreisjugendamts sieben Kinder und junge Erwachsene, erzählt die Heilerziehungspflegerin und Reittherapeutin.

 

Zurück zu den Wurzeln

 

Das geänderte Konzept hat sie bei der Hauptversammlung des Fördervereins Feldner Mühle vorgestellt, das auf die Zustimmung der Mitglieder gestoßen sei, ebenso wie die Streichung des Untertitels „für Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit Behinderung“. Für Kathrin Mäder ist dieser Umbruch ein Schritt zurück zu den Wurzeln der Feldner Mühle, sei doch zu Beginn der Plan eines inklusiven Kindergartens im Raum gestanden, der sich leider nicht verwirklichen ließ. Dass sie auch jetzt vor Hürden standen, bis ein tragfähiges Konzept für die Zukunft stand, schildern Kathrin Mäder und ihr Partner Marco Flaig.

 

Geldsorgen machten der Feldner Mühle schon lange zu schaffen. Die Finanzierung sei immer wieder unsicher gewesen, erklärt die Betreiberin, sie habe nie auf Rahmenverträge mit einem festen Leistungsträger zählen können. Auch mit der Personalnot habe sie zu kämpfen gehabt, gerade da der Schwerpunkt der Betreuung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Behinderung hauptsächlich in den Ferien und am Wochenende lag. Es sei schwierig gewesen, Mitarbeiter für diese Stoßzeiten zu finden. Corona habe den Rest gegeben, da der tägliche Wechsel von jungen Gäste nicht mehr erlaubt gewesen sei.

 

Auf finanzkräftige Partner gehofft

 

Viele Ideen habe das Team entwickelt, immer wieder auf finanzkräftige Partner gehofft und dann ein ums andere Modell wieder verwerfen müssen. Mit der Wohngruppe für in ihrer Entwicklung beeinträchtigte Kinder und Jugendliche mit einem besonderen Betreuungsbedarf ist sie jetzt an ihrem Ziel angelangt. Zusammen mit ihrer Kollegin Monja Auer, die gelernte Altenpflegerin ist, steht sie jungen Menschen, die unter Vernachlässigung, Misshandlung oder sexualisierte Gewalt leiden mussten, zur Seite. Seit November arbeitet sie mit dem Kreisjugendamt zusammen.

 

Marco Flaig hat in den vergangenen Monaten die Technik auf Vordermann gebracht, mit viel Liebe zu Detail haben sie zusammen die Bäder saniert, die Kinderzimmer modernisiert und Rückzugsecken geschaffen. Ein wichtige Rolle spielt natürlich nach wie vor der Umgang mit Tieren, zählen doch auch Pferde, ein Esel, Hasen, Meerschweinchen, Schafe , Ziegen und ein Hund zur Großfamilie der Feldner Mühle. Vierbeiner könnten Kinder in Krisensituationen stärken und ihr Vertrauen aufbauen, stellt Kathrin Mäder fest. Froh ist sie so, dass sich Marceij um den Stall kümmert. Weitere Mitstreiter seien willkommen.

 

Mitstreiter gesucht

 

Sie suche einerseits „Kinderherzensmenschen“, die Lust auf eine besondere Aufgabe haben und den Alltag gemeinsam mit dem Nachwuchs und den Tieren verbringen möchten, anderseits Fachpersonal wie Erzieher oder Pfleger. Als anerkannter Träger in der Jugendhilfe sei die Feldner Mühle jetzt auf der sichern Seite, freut sich Kathrin Mäder. Unterstützung sei aber nach wie vor erforderlich, zumal sich in dem alten Gebäude noch die ein oder andere Baustelle befinde. So hoffe sie weiter auf Vereine, die an den Sonntagen im Sommer die Bewirtung übernehmen und die Kasse des Fördervereins aufbessern

 


Schwarzwälder Bote

 

Hofladen in Villingen Die Feldner Mühle verkauft sonntags Produkte aus der Region

 

Birgit Heinig 23.05.2023 - 14:16 Uhr

 

Kathrin Mäder und Marco Flaig eröffnen an der Feldner Mühle am Sonntag den Hofladen „querbeet“. Foto: Birgit Heinig

Kathrin Mäder und Marco Flaig von der Feldner Mühle haben sich etwas Neues ausgedacht: Sie bieten Erzeugnisse von Landwirten an. Der Gewinn dient der Arbeit der sozialen Einrichtung.

Neuigkeiten gibt es es von der Feldner Mühle: Am Sonntag, 28. Mai, eröffnet an der Brigach in Villingen der Hofladen „querbeet“. Dessen Gewinn kommt der sozialen Einrichtung zu Gute.

Der Hof mit Tieren hat sich mittlerweile zu einer Großpflegestelle mit therapeutischem Hintergrund für in Obhut genommene Kinder und Jugendliche gewandelt. Nichts geändert hat sich dagegen an der beliebten sonntäglichen Bewirtung rund um den Hof und im Festzelt. Allerdings melden sich bei Geschäftsführerin Kathrin Mäder und ihrem Team nach der Coronapandemie nur noch wenige Vereine – genauer gesagt: nur halb so viele. Entsprechend geringer wurde auch das Spendenaufkommen.

 

Angebot von Brot bis zu Eis

Für einen Ausgleich sorgen soll nun der Hofladen, der an jedem Sonntag ab 10 Uhr geöffnet haben und regionale Bio-Produkte anbieten wird: vom frisch gebackenen Brot über Heumilch, Käse, Nudeln, Joghurt und Eier vom Breghof in Bruggen über Honig des Dunninger Imkers Antonio Palomares bis hin zum Bauernhofeis vom Tannheimer Vogtshof. Die Idee dazu kam Kathrin Mäder bei ihrem wöchentlichen Besuch auf dem Breghof, bei dem sie nach schlechten Erfahrungen mit verschimmelten Heu seit einiger Zeit ihr Tierfutter kauft und sie sich rundherum wohl fühlt.

„Mir selbst ist es sehr wichtig zu wissen, woher meine Lebensmittel kommen und dass dafür kein Tier leidet“, sagt sie. Um den produzierenden Hof außerdem zu unterstützen, wurde die Feldner Mühle selbst Kunde und setzt jetzt sowohl auf die Besucher der Feldner Mühle als auch auf die Laufkundschaft, die an den Sonntagen daran vorbeiwandert. Am vergangenen Sonntag – da wirtete der CDU-Stadtverband Villingen-Schwenningen– wurde das Vorhaben probeweise schon einmal in der einst für den Weihnachtsmarkt selbst gebauten Holzhütte gestartet – mit bestem Erfolg.

 

Auch Verkauf von Tierfutter geplant

An Pfingsten wird „querbeet“ sogar zwei Tage lang geöffnet haben und das Feldner-Mühle-Team mangels einer ehrenamtlichen Bewirtung selbst wirten – mit eigens gebackenem Kuchen und kleinen Leckereien. Ein Wochenende später übernimmt dann das Deutsche Rote Kreuz (DRK) aus Fischbach die Bewirtung der Besucher. Der neue Hofladen „querbeet“ hat ab sofort an jedem Sonntag geöffnet. Kathrin Mäder hat ihn gemeinsam mit ihrem Freund Marco Flaig gegründet. Der Maschinenbautechniker kümmert sich auch sonst mit um die Feldner Mühle. Wenn alles gut läuft, wird man dort bald auch Tierfutter – natürlich Bio – anbieten.